Interview ÜSTRA

Direkt nach den Weihnachtsferien, am 08.01.2025, hatten wir, Leif und Rion, die Gelegenheit, im Hauptsitz der ÜSTRA am Hohen Ufer ein Interview mit Hr. Wegner, dem stellvertretenden Pressesprecher, zu führen. Die Fragen und die dazugehörigen Antworten findet ihr im Folgenden.

Göbo: Wann kommt die neue Straßenbahn raus?

ÜSTRA: Der TW 4000 soll 2026 in Hannover fahren, wahrscheinlich erst in der 2. Jahreshälfte. Wir sind da gerade in der Planung, denn das ist ja ein ziemlich aufwändiger Prozess. Das Ganze muss ausgeschrieben werden, damit sich Firmen darauf bewerben können. Wir haben jetzt eine Firma gefunden, die das Fahrzeug herstellen soll. Die müssen dann aber immer noch einmal überprüfen, welche Voraussetzungen es hier in Hannover gibt. Denn bei den Stadtbahnen ist es so, dass das von Stadt zu Stadt unterschiedlich ist, also wie die Gleisbeschaffenheiten sind oder wie ist das Streckennetz ist. Deswegen ist das nicht so, dass man Bahnen von der Stange kaufen kann, sondern das neue Fahrzeug muss dann extra für die Region Hannover produziert werden und daher haben wir 2026 in der 2. Jahreshälfte eine neue Stadtbahngeneration.

Göbo: Inwiefern wird sich diese von den bisherigen Bahnen unterscheiden?

ÜSTRA: Wir versuchen bei der neuen Stadtbahn das Beste von den bisherigen Stadtbahnen zu nutzen. Das heißt, wir haben über die Jahre schon viele Erfahrungswerte sammeln können, aber das neue Fahrzeug wird noch moderner sein gegenüber dem TW 3000, der momentan aktuellsten Stadtbahngeneration. Vor allen Dingen was die Arbeitsplätze für das Fahrpersonal betrifft, wird es noch mehr Komfort geben, weil unsere Kolleginnen und Kollegen, die die Bahnen fahren ja den ganzen Tag da sind. Das ist deren Arbeitsplatz, so wie mein Schreibtisch, und da sollen sie sich natürlich auch wohl fühlen und einen gewissen Komfort haben. Daher haben wir darauf besonders das Augenmerk gelegt. Ein weiteres wichtiges Thema ist Barrierefreiheit, also dass alle Leute die Bahn gut nutzen können. Das heißt, wir werden auch vermehrt auf sogenannte Mehrzweckabteile Wert legen, also dass man entweder ganz normal dort sitzen kann, dass man dort stehen kann oder dass man mit dem Kinderwagen, Rollstuhl oder Koffer gut hinein kommt. Das sind momentan die Schwerpunkte, die wir haben. Es ändert sich über die Jahre auch in der Technik immer etwas, das heißt, die neuste Stadtbahn wird dann natürlich auch technisch auf dem neuesten Stand sein.

Göbo: Wo ist die Leitstelle der ÜSTRA?

ÜSTRA: Die ist auf dem Stadtbahnbetriebshof Glocksee. Wir haben verschiedene Stadtbahnbetriebshöfe, 3 Stück beziehungsweise 3,5, denn einer zählt als halber Betriebshof, und zwei Busbetriebshöfe. Gebündelt wird alles in der Leitstelle.

Göbo: Wie viele Leute arbeiten bei der ÜSTRA als Bus- oder Bahnfahrer:in.

ÜSTRA: Wir haben insgesamt bei der ÜSTRA mehr als 2000 Beschäftigte und davon sind gut 1200 im Fahrdienst, aber es gibt noch andere Jobs. Darauf kommen wir ja gleich noch zu sprechen.

Göbo: Wie wird man Bus- oder Bahnfahrer:in bei der ÜSTRA?

ÜSTRA: Es gibt entweder die Möglichkeit, wenn man mit der Schule fertig ist, eine Ausbildung zu machen. Das nennt sich Fachkraft im Fahrbetrieb. Da wird man sozusagen ÜSTRA Allrounder, denn man lernt dort Bus und/oder Bahn zu fahren. Man kann sich aussuchen, ob man Bus fahren möchte, ob man Bahn fahren möchte oder ob man auch beides machen möchte und dann bekommt man im Rahmen dieser Ausbildung auch noch andere Einblicke ins Unternehmen. 

Die 2. Möglichkeit, Bus- oder Bahnfahrer:in zu werden, ist, dass man als Quereinstieg zur ÜSTRA kommt. Das heißt, man bewirbt sich hier, egal wie alt man ist, wobei man mindestens 21 Jahre sein muss. Dann kommt man in die Fahrschule. Wir haben eine eigene Fahrschule sowohl für Bus als auch für Bahn und dort macht man dann ungefähr ein halbes Jahr eine Ausbildung und danach darf man alleine mit Fahrgästen durch Hannover fahren.

Göbo: Wie viel verdient man als Bus- oder Bahnfahrer:in?

ÜSTRA: Das ist alles tariflich geregelt, d.h. es gibt einen Tarifvertrag, in dem festgelegt ist, was man verdient, und das Einstiegsgehalt sind gut 3000€ Brutto im Monat. Je nachdem, in welchen Schichten man arbeitet, bekommt man aber auch noch Zulagen. Z.B. wenn man am Wochenende arbeitet oder nachts oder sehr früh morgens, bekommt man mehr Geld.

Göbo: Welche Berufe gibt es bei der ÜSTRA sonst noch?

ÜSTRA: Man kann in einer der Werkstätten für Busse oder Bahnen arbeiten. Dann gibt es die Kolleginnen und Kollegen in der Leitstelle.

Es gibt aber auch noch Berufe auf den Betriebshöfen. Die Kolleg:innen organisieren dann zum Beispiel die Fahrpläne oder die Dienstpläne. Dann gibt es auch noch Kolleginnen und Kollegen, die im Bereich Strecke arbeiten, d.h. sie sind für die Streckenpflege verantwortlich. Sie schleifen die Gleise, sie koordinieren Baustellen, kontrollieren die Tunnel, ob dort alles in Ordnung ist. Wir haben zum Beispiel aber auch Gärtnerinnen und Gärtner, die für die Grünanlagen zuständig sind. Manche Gleise sind zum Beispiel mit Grüngras unterlegt, das regelmäßig gemäht werden muss.

Und dann haben wir hier in der Verwaltung auch noch viele Berufe. Zum Beispiel ich arbeite als Pressesprecher in der Pressestelle, das heißt, wenn es Presseanfragen gibt, dann ist meine Abteilung mit dafür zuständig. Wir kümmern uns auch um die Internetseite und um die Social Media – Kanäle.

Dann gibt es auch noch eine Rechtsabteilung, die für alle rechtlichen Belange zuständig ist. Beispielsweise, wenn man neu anfängt, bei der ÜSTRA zu arbeiten braucht man einen Arbeitsvertrag. Daneben gibt es auch noch eine Personal- und eine Finanzabteilung. 

Es gibt also ganz viele Bereiche bei der ÜSTRA. Auch wenn die Kolleginnen und Kollegen, die Busse und Bahnen fahren, natürlich die sind, die man am meisten draußen sieht.

Göbo: Wieso wollten Sie bei der ÜSTRA arbeiten und warum ist die Arbeit bei der ÜSTRA allgemein attraktiv?

ÜSTRA: Für mich persönlich kann ich sagen, ich wollte bei der ÜSTRA arbeiten, weil ich nicht für jedes Unternehmen Pressearbeit machen möchte. Ich finde, die ÜSTRA ist für Hannover wichtig. Sie bringt die Leute von A nach B, ist immer für die Hannoveraner da und ist gleichzeitig auch ein sehr kompliziertes Unternehmen. Das heißt, es gibt viel zu erklären und das fand ich sehr spannend. Den Menschen draußen zu erklären, wie die ÜSTRA funktioniert. Denn manchmal erscheint die ÜSTRA ein bisschen kompliziert, aber es macht alles Sinn, was im Betrieb gemacht wird: warum Busse oder Bahnen umgeleitet werden, warum die Fahrpläne so sind, wie sie sind. Das macht alles Sinn, man muss es nur erklären. Ich finde es persönlich auch sehr spannend, was ich von Kolleginnen und Kollegen, die im Fahrdienst arbeiten, höre. Diese schätzen an der ÜSTRA einerseits, dass sie eine sichere Arbeitgeberin ist, also dass man ein sicheres Einkommen hat. Und was auch viele schätzen, ist die Gemeinschaft, also es ist schon wie eine große Familie. Zum Beispiel sieht man, wenn man mal mit der Bahn fährt, die Fahrerinnen und Fahrer, die sich gegenseitig grüßen. Und das ist im Busbereich und genauso. Auch auf den Höfen ist es so, dass, wenn man bei der ÜSTRA arbeitet und in Dienstkleidung unterwegs ist, man sich automatisch grüßt. Es ist also sehr familiär, obwohl das Unternehmen so groß ist.

Göbo: Welche Problemen oder Schwierigkeiten begegnen Bus- oder Bahnfahrer:innen täglich?

ÜSTRA: Man ist ja im öffentlichen Verkehr unterwegs, das heißt, wenn viel Verkehr ist, ist es für unsere Kolleginnen und Kollegen anstrengend, wenn sie mit dem Bus oder der Bahn unterwegs sind. Man merkt, dass der Verkehr immer mehr zunimmt und dass es

viele Baustellen gibt. Was – glaube ich – auch eine große Herausforderung ist: dass viele Menschen im Straßenverkehr mittlerweile unaufmerksam sind, es wird aufs Handy geschaut, man hat Kopfhörer auf. Das ist natürlich für unsere Kolleginnen und Kollegen, die Busse und Bahnen fahren schwierig, weil sie nicht wissen, ob die Person jetzt gerade aufpasst, wenn sie über die Straße geht, oder nicht. Aber unsere Kolleginnen und Kollegen, die fahren, sind ja auch Profis und werden dafür auch ausgebildet. Sie können damit gut umgehen, auch wenn es schon anstrengend ist. 

Göbo: Kommt es häufig vor, dass Fahrgäste beim Schwarzfahren erwischt werden?

ÜSTRA: Nein, es liegt im einprozentigen Bereich, das sind nicht viele.

Göbo: Was passiert, wenn Leute beim Schwarzfahren erwischt werden?

ÜSTRA: Wenn man nur die Fahrkarte vergessen hat und man eigentlich eine hat, dann gibt es die Möglichkeit, dass man sie innerhalb einer bestimmten Frist nachzeigen kann. Dann muss man nur eine Bearbeitungsgebühr bezahlen. Aber wenn man wirklich keine Fahrkarte hat, muss man innerhalb einer Frist ein erhöhtes Beförderungsentgelt, also eine Strafe, zahlen. Wenn das einmal passiert, ist das kein Problem. Wenn es zweimal passiert, ist es auch kein Problem. Aber wenn man häufiger ohne Fahrschein erwischt wird, dann kann es ab dem dritten Mal zu einer Anzeige kommen, sodass es dann ein richtiges Verfahren gibt. Dann ist es wirklich nicht mehr nur eine Ordnungswidrigkeit, sondern eine Straftat.

Göbo: Wie viele Busse und Straßenbahn sind am Tag ungefähr im Einsatz?

ÜSTRA: Unsere Flotte umfasst 350 Stadtbahnen und ca. 170 Busse, wobei nicht nur ÜSTRA-Busse auf unseren Linien fahren, sondern wir werden da auch unterstützt von anderen Unternehmen, die wir dann beauftragen und die uns dann noch verstärken.

Göbo: Wie viele Tagestickets werden am Tag ungefähr verkauft?

ÜSTRA: Das mit den Tagestickets kann man nicht genau sagen, denn durch das Deutschland-Ticket hat sich alles verschoben, denn die meisten Leute fahren jetzt tatsächlich mit einem Deutschland-Ticket, was ja im Prinzip wie eine Monatskarte ist, nur dass man die in ganz Deutschland für Bus, Bahn und Zug im Nahverkehr nutzen kann. Deswegen haben wir da noch gar keine aktuellen Zahlen.

Göbo: Wie viele Menschen besitzen eine Monats- oder Jahreskarte? Kann man das sagen?

ÜSTRA: Wegen des Deutschlandtickets ist es genau das gleiche. Die Zahlen können wir jetzt noch nicht auswerten, das werden wir aber noch machen.

Göbo: Wieso fahren an unserer Schule keine Gelenkbusse?

ÜSTRA: Das ist eine gute Frage. Ich weiß nicht genau, wie die Gegebenheiten an eurer Schule sind, aber wir setzen – wenn es geht – Gelenkbusse ein. Deswegen vermute ich, dass einfach nicht genug Platz ist. Ein Bus braucht viel Platz, weil er die Kurven größer ausfahren muss. Und Gelenkbusse brauchen noch mehr Platz. Wenn beispielsweise viele Autos in den Straßen parken und die Straßen zu eng sind, dann passt der Gelenkbus einfach nicht durch.

Göbo: Wann wurde die ÜSTRA gegründet?

ÜSTRA: 1892, die Gründung ist also schon ganz schön lange her. 

Göbo: Welche Fahrzeuge gab es zuerst?

ÜSTRA: Angefangen hat das ganze tatsächlich mit Pferdebussen, also Bussen, die von Pferden gezogen wurden. Aber schon vor Ende des 19. Jahrhunderts wurden dann die ersten elektrischen Straßenbahnen eingesetzt. Zuerst noch mit einer Art Batterie. Im Laufe der Zeit wurde aber relativ schnell das auch jetzt genutzte Oberleitungssystem eingeführt, also dass man Leitungen hat, an denen die Bahnen mit einem sogenannten Stromabnehmer entlang fahren und von dort ihre Energie bekommen.

Göbo: Was sind die Ziele der ÜSTRA?

ÜSTRA: Das oberste Ziel ist natürlich, die Leute von A nach B zu bringen und das natürlich auch möglichst zuverlässig. Für die Zukunft gilt das Stichwort Verkehrswende, dass noch mehr Leute das Auto stehen lassen und lieber mit Bus und Bahn in der Region Hannover unterwegs sind

Göbo: Wie wird das Unternehmen der ÜSTRA geleitet, welche Strukturen und Abteilungen gibt es bei der ÜSTRA? 

ÜSTRA: Ich hab ja schon gesagt, welche Jobs es bei der ÜSTRA gibt, das ist schon eine ganze Menge. Geleitet wird die ÜSTRA von drei Vorständinnen, der Vorstandsvorsitzenden Elke Maria van Zadel und ihren Kolleginnen Regina Oelfke und Denise Hain. Frau van Zadel ist sozusagen die oberste Chefin. Ihre Kollegin Frau Hain kümmert sich um den Bereich Personal und Betrieb, also alles, was Busse und Bahnen und das Personal betrifft. Frau Oelfke kümmert sich um alles, was das Geld betrifft, also um den Bereich Finanzen. Darunter bauen sich dann die ganzen Fachbereiche auf: der Busbereich, der Stadtbahnen-Bereich, der Bereich Anlagen und Technik (Strecke, Gleisanlagen), der Verwaltungsbereich (z.B. Finanzen, Presse).

Göbo: Wann fuhr der erste Bus, der der ÜSTRA gehörte, durch Hannover?

ÜSTRA: Das war schon kurz nach der Gründung. Wenn man die Pferdebusse schon mit zählt, dann war das tatsächlich 1892. Dann kamen mit der Zeit auch die motorisierten Busse.

Göbo: Wann fuhr die erste Bahn, die der ÜSTRA gehörte, durch Hannover?

ÜSTRA: Direkt 1892.

Göbo: Wie viele elektrische Busse fahren bei der ÜSTRA?

ÜSTRA: Mittlerweile über 50 und die fahren auf der Linie 100 und 200. Auf der Ring-Linie fahren eigentlich fast ausschließlich Elektrobusse und dann noch auf den anderen Innenstadtlinien, insbesondere 121,128,134, aber auch vereinzelt auf der 120 zum Beispiel.

Göbo: Welche Pläne, Erweiterungen, Umbauten oder neue Fahrzeuge hat die ÜSTRA für die nächste Zeit?

ÜSTRA: Erst einmal kommt ja dann der TW 4000 als neue Stadtbahn und dann arbeiten wir momentan noch daran, für die Elektrobusse die Ladeinfrastruktur weiter auszubauen, damit noch mehr Elektrobusse auch in der Stadt fahren und dann laden können. Sie laden auf dem Betriebshöfen, fahren raus und können, wenn sie einmal eine Linie abgefahren haben, in der so genannten Wendezeit, also in einer Pause, schnell laden. Dafür brauchen wir Ladesäulen. Dann ist auch geplant, dass der Betriebshof Glocksee umgebaut wird. Er soll noch größer werden und wir planen auch in mittelfristiger Zukunft einen neuen Betriebshof Bahnbereich dazu zu nehmen. Der größte Busbetriebshof Mittelfeld wird gerade umgebaut und soll im Jahre 2025 dann auch eröffnet werden. Er wird dann der modernste Betriebshof in der Region für Busse sein.

Göbo: Vielen Dank für das Interview. Es hat uns viel Spaß gemacht. 

(Leif und Rion, Redaktion MiniGöbo)