Dirk Reinhardt – ein Jugendbuchautor am Puls der Zeit

Am 24.02.2020 fand in der Aula der Sophienschule eine Lesung des Autors Dirk Reinhardt statt, in der er sein neuestes Buch „Über die Berge und über das Meer“ vorstellte. Mit nun bereits schon seinem sechsten Jugendroman greift der Autor erneut die aktuelle Flüchtlingsthematik auf.

Schon als kleiner Junge habe er gerne gelesen und Geschichten geschrieben, so Dirk Reinhardt während der Lesung. Wenn ihm das Ende eines Buches nicht gefiel, schrieb er kurzerhand ein neues. So habe er nach und nach seine Leidenschaft fürs Schreiben entwickelt. Dirk Reinhardt begann 1983 ein Germanistikstudium in Münster, allerdings brach er dies nach kurzer Zeit wieder ab, da es ihm den Spaß am Schreiben verdarb – so ist es auf seiner Homepage zu lesen. Kurze Zeit später begann er ein Geschichtsstudium und er promovierte 1991 zum Dr. phil. 2009 erschien sein erster Jugendroman, darauf folgten noch fünf weitere.

Sein aktueller Roman „Über die Berge und über das Meer“ handelt von zwei Flüchtlingskindern aus Afghanistan. Die weibliche Hauptrolle heißt Soraya. Soraya hat mit einem schweren Schicksaal zu kämpfen, sie musste nämlich als Junge aufwachsen. Der Grund dafür ist, dass Soraya schon mehrere ältere Schwestern hat und es Schande über die Familie bringt, keinen Jungen zur Welt zu bringen. So wurde Soraya schon als kleines Mädchen zum Jungen erklärt und wuchs unter dem Namen Samir auf. Allerdings ist sie zum Zeitpunkt, an dem die Handlung beginnt, bereits vierzehn und lebt immer noch als Junge. Die meisten Mädchen, die Sorayas Schicksal teilen, werden schon mit elf oder zwölf Jahren wieder zum Mädchen erklärt. Soraya ist somit also schon ziemlich spät dran, allerdings genießt sie als Junge natürlich auch viele Privilegien. Zumindest bis die Taliban von ihrer wahren Identität erfahren und sie und ihre Familie bedrohen. Somit beschließt Sorayas Vater viel Geld in die Hand zu nehmen, um ihr die Flucht in die Türkei zu ermöglichen, wo sie bei einem alten Freund der Familie leben soll.

Die andere Hauptfigur des Buches ist Tarek. Tarek ist ein afghanischer Nomadenjunge, ein Kuchi. Die Kuchi kommen jeden Frühling an Sorayas Dorf vorbei und sie und Tarek sind schon lange Freunde. Doch dieses Jahr trifft Soraya Tarek nicht, da dieser sich ebenfalls auf die Flucht begeben hat, allerdings nach Deutschland. Der Klimawandel und der Krieg machen den Kuchi schwer zu schaffen, deshalb hat Tareks Vater einige Schafe verkauft und Tarek so die Flucht finanziert.

Soraya und Tarek begeben sich also zeitgleich auf die Flucht in Richtung Westen, allerdings auf getrennten Wegen. Erst in einem Gebirge nah an der türkischen Grenze können die beiden eine kurze gemeinsame Zeit miteinander verbringen. Dann müssen sich die beiden wieder trennen und setzen ihre Flucht alleine fort. Allerdings weiß Soraya jetzt, dass Tarek nach Deutschland will und nachdem sie den Freund ihres Vaters nicht in der Türkei antrifft, beschließt sie ihre Reise fortzusetzen und sich ebenfalls auf den Weg nach Deutschland zu machen.

Dirk Reinhardt berichtete, er wäre gerne nach Afghanistan geflogen, um sich die Situation vor Ort genauer anzusehen, allerdings war ihm das auf Grund der aktuellen politischen Lage nicht möglich. Er sprach aber mit vielen Flüchtlingen, die bereits in Deutschland angekommen sind und beschäftigte sich viel mit dem Thema. Daran zeigt sich unter anderem, wie vielfältig und herausfordernd die Arbeit als Schriftsteller oft ist. Viele Autoren stresst und überfordert diese Arbeit, wie eine Karikatur auf der Website oldenburg-klick.de zeigt. Allerdings scheint Dirk Reinhardt sich wirklich für seine Arbeit zu begeistern.

Meiner Meinung nach ist Dirk Reinhardts sechster Jugendroman „Über die Berge und über das Meer“ äußerst gelungen. Er greift ein sehr aktuelles Thema auf und vereint die Geschichten der Flüchtlingskinder. Der Roman berichtet von all den guten Seiten zum Beispiel von Menschen, die den beiden Hauptrollen helfen, allerdings verweist Dirk Reinhardt auch ganz klar auf die Schattenseiten. Ich finde, wenn man die Möglichkeit hat, einem Menschen in Not zu helfen, egal ob als Flüchtling oder in einer anderen Notlage, sollte man sein Bestes daran setzen, das so gut es geht zu tun.

Lina Krüger, 8c (Gastbeitrag)